Dienstag, 23. September 2014

18.09.2014 - Lindesnes Fyr/Vest-Agder

Jetzt sitze ich am Lindesnes Fyr, dem südlichsten Leuchtturm auf dem norwegischen Festland, wie passend.




Meine Reise durch Skandinavien geht morgen zu Ende. Natürlich freue ich mich auf zuhause, aber ich will auch eigentlich gar nicht hier weg... Aber irgendwann muss ich ja und nun ist der Zeitpunkt gekommen. Es fällt mir schwer. Die Zeit in Schweden war wunderschön, und in das Land Norwegen habe ich mich völlig verliebt.

Norwegen ist vielseitig, für jede Gemütslage bietet es etwas. Nein, das ist falsch. Es bietet nicht etwas passendes zur Stimmung, sondern es MACHT Stimmung.
Norwegen reibt auf und beruhigt, es macht fröhlich und sentimental, es gibt Kraft und kann müde machen, es macht Angst und es macht mutig.
Ich glaube all dies habe ich in den vergangenen Wochen durchlebt, in Schweden sowie in Norwegen (mein VW-Bus übrigens auch).

Jetzt sitze ich etwas verloren auf diesen letzten Felsen bevor das Meer in Richtung Heimat anfängt, auf die ich mich freue!


Die Stimmungen meiner Reise, das Licht, die Farben, die Klarheit der Luft und des Wassers, alles habe ich so gut es geht aufgesaugt und nehme es einfach mit!

17.09.2014 - Nordsee/Jæren/Rogaland

Nach einer letzten etwas missglückten Wanderung zwischen den Felsen bei Oltedal (natürlich mal wieder verlaufen), ist jetzt nur noch Strand angesagt! Das Wetter könnte besser nicht sein.
Unterhalb von Sandnes erreiche ich die Nordseeküste. Ich hatte keine besondere Erwartung und bin nun mehr als begeistert. Weiße, breite, lange Sandstrände und Dünen soweit ich sehen kann. Sie machen jeder Nordseeinsel Konkurrenz. Das Wasser ist klar und strahlt in sämtlichen Blau- und Grüntönen.
Viele Surfer tummeln sich hier, die Brandung ist kräftig.
Ich brauche erst gar nicht nach der Wassertemperatur fühlen, natürlich will ich da rein!
Schnell zurück zum Bus, umziehen und rein in die Fluten, die im Vergleich zum Atlantik wirklich nicht kalt sind. Es ist herrlich!

Am Morgen habe ich entschieden, dass ich zum Ende der Woche die Reise durch Norwegen beende und die Fähre nach Hause buche.
Das verdränge ich jetzt, verdränge ich jetzt, verdränge ich jetzt...............
















15.09.2014 - Preikestolen/Rogaland

Die obligatorische Wanderung zum Preikestolen darf nicht fehlen.
Ein Felsplateau, dessen Wände 600 Meter senkrecht in den Lysefjord abfallen.
Kein Geländer, kein Garnichts.
Ein absoluter Touristenmagnet. Als ich nach der schönen und abwechslungsreichen Wanderung dort ankomme ist eine Menge los, aber sicher NICHTS im Vergleich zur Sommerzeit.
Dennoch kann ich diese atemberaubende Aussicht nicht sehr entspannt genießen. Die Besucher turnen und posieren an der Kante herum, schieben ihre Beine oder Oberkörper über den Abgrund, um ein möglichst spektakuläres Urlaubsfoto zu bekommen. Einer lässt sich komplett herunterbaumeln und ist nur noch mit den Armen auf dem Plateau abgestützt. Ich halte es kaum aus, das anzusehen. Kinder laufen spielend auf den paar Quadratmetern herum.
Eine Dame schmeißt sich zitternd und weinend hinter ein Gebüsch, sie hat eine Panikattacke.
Ganz so schlimm ist es bei mir nun wirklich nicht, aber als ich abends wieder im Bett liege, kann ich nicht einschlafen weil mir immer wieder dieser Abgrundbilder vorschweben und mir schwindelig wird davon. Heftig! Aber obwohl mehrere 100.000 Besucher pro Jahr dort hin pilgern, soll erst ein einziger Tourist versehentlich abgestürzt sein. Was ich kaum glauben kann...

Aber tatsächlich sollte man den Preikestolen bei einer Norwegenreise wirklich nicht auslassen. Es ist verrückt und absolut beeindruckend dort oben!







12.09.2014 - Lofthus/Hordaland

In Lofthus bin ich gestern Abend in stockdunkler Finsternis angekommen. Nur noch Auto aus und schlafen.
Als ich heute Morgen wach werde staune ich nicht schlecht, ich stehe zwischen Obstbaumplantagen.







 Äpfel und Pflaumen leuchten in der Sonne. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich hab mittlerweile schon mitbekommen, dass die Gegend reich an Obstbäumen ist, aber dass es hier gleich aussieht wie in Südtirol?!
Die Luft riecht nach Apfelsaft und die Sonne lässt den Fjord glitzern.



So, was kann ich nun mit diesem herrlichen Tag anfangen. Ich frage mich ein bisschen durch (frage ausdrücklich nach einer leichten Wanderung am Vormittag) und bekomme eine Wanderung zum "Nosi" empfohlen, ein Berggipfel am Rand der Hardangervidda, oberhalb von Lofthus.
Los geht es, ich lerne halt auch einfach nicht dazu. Dies war doch wieder eine norwegische Wanderempfehlung! Und natürlich ist dies keine leichte zwei Stunden-Wanderung. Der Gipfel ist auf 950 Metern über dem Meeresspiegel und ich gehe am Fjord los. Es ist heiß und geht permanent steil bergauf.



Der Weg ist gut zugehen, aber mein innerer Schweinehund ist laut, sehr laut. Er möchte, dass ich es mir im Schatten der Obstbäume gemütlich mache und einfach nur die zugegebenermaßen tolle Aussicht genieße. Aber ich halte durch, angespornt durch die zahlreichen geschätzt Achtzigjährigen, die im Laufschritt an mir vorbei dem Gipfel entgegen stürmen.
Auf der holperigen "Mönchstreppe" schlage ich mir ein Knie auf, aber sie verfangen sich dort natürlich noch nicht einmal mit ihren Nordicwalking Stöcken!



Die Plackerei lohnt sich jedoch. Die Aussicht ist so schön, und man kann ganz sicher ein, dass man sich das Abendessen (wahrscheinlich mal wieder aus der Dose) ganz sicher verdient hat.




Donnerstag, 18. September 2014

10.09.2014 - Hardangervidda/Hordaland

Der Morgen zeigt mir (nicht zum letzten Mal an diesem Tag), daß Eidfjord und seine Umgebung eines der schönsten Ziele meiner Reise sind...

Über Øvre Eidfjord schlage ich den Weg ins Hjølmodal ein.
Nach fünf Kilometern durch dieses wunderschöne Tal erreiche ich den kleinen Ort Hjølmo, der ein bißchen eingequetscht wirkt, zwischen den mehrere hundert Meter senkrecht aus dem Boden aufsteigenden Felswänden.
Ab hier führt eine "Serpentinen-Schotterpiste" bis hoch hinauf auf die Hardangervidda.
Reiseführer, das Tourist Office, sowie ein großes Warnschild weisen darauf hin, daß nur Kleinkraftfahrzeuge ohne Anhänger diese Straße befahren dürfen, da sie schmal, steil und mit äusserst engen Kurven versehen ist.
Ich frage mich, ob ich ein Kleinkraftfahrzeug fahre?
Selbst wenn, meinem Bus traue ich mittlerweile viel zu, aber mir nicht.
Außerdem wird es mal wieder Zeit für ein bißchen Ausdauertraining.
So parke ich den Wagen in der Nähe von Hjølmo und mache mich auf den Weg diese gefürchtete Straße und somit die Hardangervidda zu Fuß zu erklimmen.
Hab ich schon erwähnt, daß mal wieder die Sonne brennt, es ist heiß, der Himmel blau. Genial!
Nun beginnen die steilen Kurven und ja, ich denke meine Entscheidung war richtig. Nicht nur, daß ich diese wunderschöne Strecke, auf der sich hinter jeder Kurve neue tolle Aussichten bieten, so viel besser genießen kann, ich hätte mich wirklich nicht mit angstvoll schwitzigen Händen, zwei Räder stets über dem Abgrund, hier herauf quälen wollen.
Die Warnungen sind schon berechtigt, die Straße kann nur von kleinen Autos befahren werden.
Da schießt hinter mir ein dicker fetter John Deere durch die Kurve, natürlich mit Anhänger...
Gut, wer kann kann.
Ich quetsche mich an die Felswand, aus der leider an genau dieser Stelle ein Miniwasserfall sprudelt, um nicht unter die riesigen Räder zu kommen.
Lässig hebt der Treckerfahrer die Hand zum Gruße und schlägt mit der anderen gekonnt das Lenkrad zur nächsten Kurve ein.
Nein, ich denke jetzt nicht "Dann hätte ich ja auch!" sonder ich denke "Das ist ziemlich wahnsinnig!"
Nach erschreckend kurzer Zeit kommt er auch schon wieder von oben herunter gefahren. Jetzt mit vier Schafen auf dem Anhänger und einem Mann, der den Schafen auf der holprigen Fahrt beruhigend den Kopf kraulen muss.
Danach sehe ich nur noch ein weiteres kleines Fahrzeug herunterkurven.
Die Dame auf dem Beifahrersitz sieht ganz schön grün aus im Gesicht.
Obwohl genug Platz ist, weiche ich mit einem Sprung ins Gebüsch aus. Man weiß ja nicht ob plötzlich das Fenster aufgeht und Fischfutter da raus geschossen kommt.
An dieser Stelle kommt bei mir die Frage auf, können Schafe sich eigentlich auch übergeben?
Werde ich wohl nie herausfinden.

Weiter geht es. Wie schon unten im Tal wimmelt es von Lemmingen.
Sie sehen aus wie bunte Mäuse ohne Schwänze und haben keinerlei Respekt vor großen Leuten und deren ebenfalls großen Wanderstiefeln, sie laufen kreuz und quer über den Weg und zwischen die Füße. Ich bin aber sicher, ich habe auf keinen drauf getreten.

Der Weg macht Spaß. Die ca. 600 Höhenmeter, die ich zurücklege merke ich kaum. Es gibt viel zu viel zu staunen.








Oben auf der Hardangervidda angekommen, bin ich mir sicher, daß dies einer der schönsten Orte meiner Reise ist...