Von Sosele aus ging es gestern in Richtung Westen nach Ammarnäs, ein kleiner Ort an den Bergen.
Dort gibt es einen Kartoffelhügel zu bestaunen, den Potatisbacken.
Meine stets hungrige Phantasie hatte sich bei dem Namen eigentlich eine gute Hausmannskost vorgestellt. Aber der Hügel, an dem Kartoffeln angebaut werden war auch hübsch anzusehen und vor allem bot er von iben einen schönen Blick über die umstehenden Berge.
Es gab eine Kirche
und samische Scheunen.
Für die Nacht habe ich es mir am Start der 4. oder 5. Etappe (darüber habe ich unterschiedliche Informationen bekommen) des berühmten Kungsleden gemütlich gemacht.
Hier mal ein Bild von meinem Badezimmer.
Das soll keine Schleichwerbung sein!
Der Kungsleden -Königspfad- ist wohl die bekannteste Wander- und Skiroute Schwedens.
Während ich noch damit beschäftigt bin für eine angenehme Nachtruhe ca. 3.000 Mücken kaputt zu hauen, kommen ständig noch Wandersleute aus allen möglichen Gebüschen, um ihren Weg in den Kungsleden einzuschlagen.
Ein interessantes Schauspiel, vor allen als um 23 Uhr plötzlich fünf Motorräder (nennt man sie Motorcross?) in den Weg reinschossen, habe ich mich etwas gewundert, da es ein Naturschutzgebiet, das Vindelfjällen ist, Motoren sind dort eigentlich verboten.
Der letzte Wandersmann, den ich wahrgenommen habe kam übrigens um 2:30 Uhr!
Aber da es eigentlich sowieso durchgehend hell ist, richtet sich wohl jeder selber so seine Zeiten ein.
Ich sollte vielleicht auch einmal darüber nachdenken, denn ich bin mittlerweile wirklich viel wach in der Nacht, weil es so hell ist.
Heute Morgen nun ballert mir die Sonne wieder kräftig auf das Dach und auch die Mücken lassen es sich bereits gut schmecken.
Ich habe mir vorgenommen einen kleinen Teil des Kungsleden zu bewandern.
Ich denke das Stück Ammarnäs bis zur Aigertstugan sollte dich ein passender Tagesausflug für mich sein.
Ich habe viel über den Kungsleden gelesen und weiß bescheid über due Tücken und die Fehler die man nicht begehen soll. Vor allem soll man ihn nicht alkeine bewandern.
Das Teilstück ab Ammarnäs soll jedoch das leichteste der gesamten Route sein und eine spezielle Ausrüstung wird für das kurze Stück schon nicht nötig sein.
Und in der Tat, ich muss mich weder durch dichtestes Buschwerk schlagen, noch durch Geröllfelder rutschen. Ich muss keine reissenden Flüsse durchwaten, Seen durchschwimmen, Felsen erklettern, noch Bären bekämpfen.
Statt einem Elch vor die Linse, läuft mir eine Maus über den Fuß.
Der Weg erweist sich als gut erkennbar. Ein Trampelpfad, hin und wieder sogar mit Holzbohlen ausgebaut.
Es ist halt holprig, Wurzeln und Steine erfordern ein kleines bißchen Konzentration.
Jedoch wird meine Hoffnung auf ein kleines bißchen Abkühlung im Wald bitter enttäuscht. Es ist entsetzlich warm und schwül. Und die Mücken!!!!! Dazu ist mir allerdings aufgefallen, dass das Stechen gar nicht mehr so weh tut und die Stiche nicht mehr ganz so feste jucken. Man gewöhnt sich vielleicht daran. Wie sollten die Menschen, die hier leben es sonst auch aushalten.
Aber die Wanderung macht Spaß. Ich gebe ordentlich Gas und es geht ziemlich bergauf.
Frosch Nummer vier, fünf und sechs begegnen mir. Nur vier ist leider tot.
Ein unachtsamer Pilgerer hat ihn wahrscheinlich erwischt.
Ich begrabe ihn andächtig im Gebüsch.
Das Gebüsch übrigens ist voller Mäuse. Ich höre es permanent rascheln und Fiepen.
Während ich so vor mich hin stolpere träume ich davon vielleicht einmal ein längeres Stück des Kungsleden zu gehen, das muss toll sein. Aber das geht auf keinen Fall alleine, also nicht auf dieser Reise. Ein anderes Mal.
Jetzt bin ich ja alleine. Bewusst wird mir das eigentlich nur immer dann wenn ich irgendwo unterwegs bin, wo ich mich nicht hundertprozentig sicher fühle, bei Waldwanderungen zum Beispiel, da merke ich, dass ich alleine bin und da stört es mich dann manchmal auch ein bißchen, aber ich beiße mich dann trotzdem dadurch. Ansonsten komme ich mir eigentlich nicht alleine vor. Und zum großen Glück fühle ich mich überhaupt nicht einsam! Das würde ich dann wohl nicht aushalten.
Auf das bewusste Alleinsein auf Zeit bin ich ja vorbereitet gewesen, das war ja mein Plan, und er geht gut auf. Durch den Kontakt nach Hause zu Familie und Freunden kam bis jetzt noch keine Einsamkeit auf. Ich hoffe das bleibt so!
So, und genau das meinte ich mit konzentrieren! Ich schweife mit meinen Gedanken vom Weg ab und rums ist es passiert, ich rutsche aus und fliege so richtig schön auf den Hintern.
Und wie der Zufall es will, bin ich in genau diesem Augenblick nicht mehr alleine um Wald. Eine Wandergruppe von vier Personen hinter mir hat sich gerade prächtig amüsiert und ich bekomm einen blauen Fleck.
Sie bleiben auch die einzigen Menschen, die mir heute begegnen.
Da ich schneller bin als sie (sie tragen ja auch alle jeder einen mindestens 15 kg Rucksack) hänge ich sie bald ab.
Es geht ziemlich bergauf und bald lichtet sich der Wald und es gibt einen wunderbaren Rundumblick über den Fjäll Schwedens und Norwegens!
Ich raste kurz an der Hütte, der Aigertstugan und mache mich dann auch schon wieder auf den Rückweg. Die acht Kilometer dieses Kungsleden Teilstücks muss ich ja wieder zurück zu meinem Wagen wandern.
Außerdem sieht es bißchen nach Gewitter aus, aber die Wolken verziehen sich wieder.
Insgesamt habe ich für diese 16 km inklusive 500 Höhenmeter 3 Stunden 40 gebraucht.
Alles keine Meisterleistung, trotzdem bin ich ganz stolz ein Stück auf diesem legendären Weg unterwegs gewesen zu sein!
Und am späten Nachmittag sehe ich zum ersten Mal zwei Rentiere. Das erste mit riesem großen Geweih, leider hatte ich mein Handy nicht schnell genug parat für ein Foto. Das zweite habe ich dann erwischt.