Samstag, 30. August 2014

22.08.2014 - Torghatten/Insel Torget/Nordland

Nach einem kurzen Besuch in der kleinen Stadt Brønnøysund, möchte ich den Torghatten sehen. Dieses "Loch im Berg" habe ich vor 13 Jahren schon einmal aus det Ferne bewundert von Bord der Europa.
Nun kann ich sogar hineinklettern.
20 bequeme Wanderminuten sagt die Infobroschüre.
Durch meine Erfahrung mit norwegischen Maßstäben, stelle ich mich mental und equipmentmäßig auf eine mehrstündige risikoreiche Kletterpartie ein. Doch zum Glück ist das Ziel heute tatsächlich schnell und ohne nennenswerte Abenteuer erreicht.
Schon tun sich vor mir die rückseitige Öffnung der Felsenhöhle auf. Und ich erkenne welche Ausmaße diese in Wirklichkeit hat.
Was aus der Ferne wie ein Nadelöhr im Gestein wirkt ist ein Durchbruch mit gewaltigen Ausmaßen!
Sie ist 160 Meter lang. 35 Meter hoch und 20 Meter breit; und die "Decke" über mir sieht gar nicht mal so stabil aus!!
Wie viele zigtausend Tonnen Berg mögen dort wohl darauf warten im Laufe der Zeit nach und nach herunter zu donnern!
Der Durchgang ist gefüllt mit Schutt und auch riesigen Felsbrocken, die hin und wieder der Schwerkraft nachgegeben haben.
Ein kleines Stoßgebet zum Himmel und ich flitze im Sauseschritt durch die Höhle. Zwischendurch ein kurzer Blick nach oben ob da noch alles soweit in Ordnung ist und weiter geht's.
Eine Holztreppe vereinfacht den Weg. Immer wieder müssen wohl Stufen ersetzt werden. Man macht sich offensichtlich gar nicht mehr die Mühe die alten wegzuräumen. So erinnern auch alle paar Meter von Stein zerschlagene Holzbretter an die Macht die über einem lauert.
Hinter mir fängt jemand an mit lauten Rufen das Echo zu testen. Ja weiß der denn nicht das die Schwingungen sicher das Gestein reizen werden??
Ich ziehe den Kopf ein und spute mich zum Ende der Höhle und komme an die vorderseitige Öffnung und habe einen tollen Ausblick über den Atlantik und viele kleine Felseninseln.
Nun fehlt nur noch daß die Europa unter unter mir vorbei fährt.
Aber kein Schiff in Sicht.
Das Hurtigrutenschiff, dass sich gerade lautstark in Brønnøysund verabschiedet wird noch eine Weile brauchen bis es in Sicht kommt. Ich genieße also noch eine Weile die tolle Aussicht auf den Atlantik sowie die Felsenhöhle hinter mir und mache mich dann per geducktem Dauerlauf auf den Rückweg.

Diese Felsformation ist wirklich total irre und man kann kaum begreifen wie so etwas entstehen kann.
Aber genauso irre finde ich, daß wir da alle einfach so durchmarschieren!









Auf dem nächsten Bild kann man die Ausmaße der Höhle gut sehen, unten links im Bild steht ein Mann.




Freitag, 29. August 2014

20.08.2014 - "Syv søstre"/Sandnessjøen/Nordland

Dieser Tag war Mist. Gar nicht gut!
Bei Sandnessjøen sind die "Syv søstre", die "Sieben Schwestern". Nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Wasserfällen bei Geiranger.
Die "Syv søstre" sind eine Gebirgskette mit sieben Gipfeln, ein imposantes Gebilde!
Zwei dieser Gipfel beschreibt die Touristeninformation als EINFACH, können sogar Familien mit Kindern als Sonntagnachmittagsspaziergang machen.

Prima, denke ich, und 1.000 Höhenmeter zu uberwinden traue ich mir durchaus zu.
Also hin da und hoch geht's.
Ich bin ganz alleine auf weitet Flur, auch die leicht aggressiven Schafe, die mich aufmüpfig anmähen lasse ich bald hinter mir.

Über gletscherglattgeschliffene Felsen geht es stetig bergauf. Hin und wieder muss ich auf allen Vieren kraxeln, ist schon ganz schön steil. An vielen Stellen muß man klettern.
Nach einer Weile, fällt mir auf, daß ich meine Wasserflasche vergessen habe. Schlecht, denn ohne Wasser komme ich nicht weit, denn es ist ziemlich warm und 1.000 Meter Höhe strengt an, das macht durstig.
Also hänge ich mich unter jeden Wasserfall der den Felsen herunter rauscht und trinke das hoffentlich saubere Bergwasser. Schmeckt soweit ok!
Ich finde ich komme ganz gut voran und der Ausblick ist wunderbar!
Die beiden Gipfel "Skjæringen" und "Tvillingen" rechts und links mahnen mich jedoch nicht so viel herum zugucken sonder voran zu machen, es ist schließlich schon später Nachmittag, ich soll ja heute auch noch wieder herunter kommen.
Da fallen plötzlich die ersten Regentropfen. Und im Nullkommanichts verwandelt sich der Fels in eine eisglatte Fläche.
Ich komme kaum noch voran, rutsche ständig ab und muss dann bald einsehen, daß ich aufgeben muss, es geht einfach nicht weiter.
Dabei habe ich erst 600 Höhenmeter erreicht, aufgeben auf halber Strecke, wie doof ist das denn?!
Ziemlich schnell ist mir das aber völlig egal, denn der Abstieg wird zur Höllentour.
Der Fels ist wie gesagt durch die Feuchtigkeit glatt wie eine Eisfläche.
Mich haut es zweimal kräftig hin. Dann geht es nur noch auf Hintern, Rücken und Handgelenken runter. Und manchmal habe ich auch so keinen Halt und Rutsche. Da krieg ich echt Angst und schwöre mir, nie wieder ganz alleine eine Bergwanderung zu starten.
Am Ende brauche ich zwei Stunden für die Rutschpartie nach unten wo ich dann wieder gon diesen bösen Schafen in Empfang genommen werde.
Hose kaputt, Hände, Arme und Rücken aufgeschürft. Ich bin völlig bedient und mir geht so langsam auf, dass man sich bei sportlichen Freizeitaktivitäten auf keinen Fall mit Norwegern messen darf.
Was für die Einheimischen ein gemütlicher Sonntagsspaziergang ist, hat mich echt an meine Grenzen gebracht!

...aber die Aussicht, ja die war schon gut...

In der Dämmerung mache ich mich noch auf, um ein paar Elche aufzuspüren. Die Gemeinde Alstahaug soll einen großen Stamm haben. Und tatsächlich, kaum verschwindet das Tageslicht, sehe ich an vielen Stellen Elchkühe mit ihren Kindern grasen.
Durch die Dunkelheit sind die Fotos leider nicht sehenswert.

Nach dem Elche-gucken nur noch schlafen und die blöde "Wanderung" vergessen...

18. - 19.08.2014 - Nordvikfjellet/Nordland

Auf dem Kystriksveien geht es weiter gen Süden. Viele nennen diese Straße, die 17, die schönste Straße der Welt. Ich denke es gibt noch viele andere schöne Straßen, aber diese hat wirklich was. Die Landschaft ist pompös, dramatisch und atemberaubend, manchmal auch einfach idyllisch, gemütlich, beruhigend.

Ziemlich entschleunigend wirken auf mich vor allem die vielen Rentieren, die sich gemächlich auf und neben der Straße bewegen. Sie denken nicht daran Platz zu machen. Wie um zu zeigen, daß es Wichtigeres gibt als zum nächsten Termin zu rasen, bremsen sie den Verkehr aus.
Nun, ich hab ja keine Termine und könnte stundenlang weiter fotografieren, aber bei der Schlange hinter mir sieht es glaube ich anders aus.
Als kein Hupen und rufen hilft, muss ich aussteigen und ihnen fast in den Allerwertesten treten, damit sie Platz machen. Immer auf der Hut vor diesen riesigen unhandlichen Geweihen.
Ich finde die Rentiere ziemlich lässig.
Aber mit hohem Tempo möchte ich nicht auf sie treffen!

Die Straße zieht sich nun weiter berauf, bergab, wird unterbrochen durch viele Fähren, die eine willkommene Abwechslung bringen.
Ein über 7 km langer Tunnel bringt mich kurz etwas aus der Fassung. Aber ich schaffe es heile wieder ans Tageslicht. Obwohl das Tageslicht nun von unheilvollen Wolkengebilden abgelöst werden. Der Himmel sieht unwirklich aus, bedrohlich.die Straße führt die Berge hinauf, dies muß das Nordvikfjellet sein.

Als, oben angekommen, die Sicht auf den Stifjord frei wird, kann ich mal wieder kaum fassen, dass das Bild, dass sich mir bietet echt ist.
Es sieht ein bißchen aus wie Hollywood, die Abteilung für Naturkatastrophen.

Getoppt wird das Ganze dann tatsächlich auch noch und zwar von einem spektakulären Sonnenuntergang.

Der Himmel sieht aus wie ein Ozean über dem Ozean.

In der Nacht fegt ein gewaltiger Sturm mich fast von der Klippe. Es prasselt auf das Dach und ich werde ziemlich durchgeschüttelt.
Am nächsten Tag erfahre ich, dass der Sturm Wohnwagen auf Campingplätzen umgekippt hat.

Am morgen präsentiert sich der Fjord, als sei nichts gewesen!

Mit der Fähre setze ich über nach Levang.

Beim Herumstreifen sehe ich drei große Weißkopfadler am Himmel!
Um vielleicht noch etwas bessere Fotos von ihnen machen zu können, hangele ich mich den Felsen hoch, bedenke dabei nicht, daß sie dort eventuell wohnen!
Als ich anscheinend fast bis in ihren Horst geklettert bin, werden sie etwas zornig. Sie kreisen über mir. Bevor sie mir in den Schädel hacken, oder drauf k... Ziehe ich mich lieber schnell in den Nadelwald zurück.

Sonntag, 24. August 2014

16. - 17.08.2014 - Engenbreen (Svartisengletscher)/Nordland

Bei dramatischem Wetter fahre ich den Kystriksveien weiter in Richtung Süden.

Mein Ziel sind die Ausläufer des Svartisengletschers, dem zweitgrößten Eisfeld Norwegens.

Schon bald kann ich den Engenbreen, die Gletscherzunge, die ich erreichen möchte in der Ferne sehen. Auch bei dem recht trüben Wetter leuchtet er in allen möglichen Blautönen. Ich bekomme schon jetzt eine Gänsehaut!

Mein Nachtlager schlage ich direkt gegenüber, mit Blick auf das Eis auf. Schon abends wird das Wetter schlagartig besser.

Als ich am Morgen aufwache ist der Himmel strahlend blau und von gegenüber leuchtet und glänzt es. Schnell einen Kaffee gemacht, ein paar Knäckebrote rein gehauen und schon setze ich mit einer kleinen Fähre über den See über, von wo aus ich dann die Wanderung zum Gletscher starten kann.
...begleitet von einigen Rindviechern, die mir irgendwie unheimlich sind. Die glotzen so interessiert...

Bis zum Eis geht es ganz schön in die Höhe, der Weg durch den Gletscher ist zum Glück gut ausgebaut. An einer Eisenkette kann man sich hier und da mal hoch ziehen, wenn es steil bergauf geht. Durch das Eis ist der Fels ganz glatt geschliffen. An einigen Stellen hat es scharfkantig Rillen in den Stein geschlitzt. Diese gewaltige Kraft und das Gewicht kann man sich ja wirklich kaum vorstellen.
Mit mir zusammen waren noch einige andere Leute mit der Fähre herüber gekommen, ich habe sie jedoch mittlerweile aus den Augen verloren.
Als der vorgegebene Klettersteig zuende ist biege ich zur unteren Spitze der Gletscherzunge ab. Und plötzlich komme ich hinter einem großen Felsbrocken hervor und mir bleibt die Luft weg. Ich stehe jetzt direkt vor dem Eis. Ich bin so überwältigt, daß ich glaube ich sogar ein Tränchen verdrücken mußte.
Das Eis ist haushoch vor mir und leuchtet blau und weiß und grün.
...und natürlich auch mal grau, vom Schutt den es mit sich zieht.
Ich habe irgendwie das Gefühl vor einem lebendigen Wesen zu stehen, kann ich gar nicht richtig beschreiben. Das Eis strahlt auf jeden Fall etwas aus, daß einen wirklich umhaut.
Apropos umhauen, ich weiß ja, daß jederzeit Teile des Gletschers abbrechen können. Auch dieser ist kräftig in Bewegung, es fließt und rieselt überall und ich höre es an vielen Stellen knacken.
Ich ziehe mich also lieber auf den etwas höher gelegenen Felsen zurück, damit nichts auf mich drauf stürzen kann.
Jetzt habe ich das Eis aber gar nicht angefasst. Ich hadere mit mir. Naja, es muss ja schließlich auch nicht jeder an so einem Gletscher herumgrapschen denke ich und bleibe auf meiner Aussichtplattform und lasse alles von dort auf mich wirken.
Wunderschön.